Bericht

Feuer: Brand in einer Lagerhalle der Fa. Kindermann GmbH (Textilfärberei); Ein Feuerwehrmann bei Brandbekämpfung tödlich verletzt

alarm. LöschzügeStadtmitte 1
nachalarm. LöschzügeStadtmitte 2, Laggenbeck, Dörenthe, DRK, THW, überörtliche Hilfe
Ort Ibbenbüren, An der Umfluth
Zeit Freitag, 12. Mai 2006 - 22:28 Uhr
EinsatzendeSonntag, 14. Mai 2006 - 22:25 Uhr

Der Bericht

Feuerwehrmann bei Brandbekämpfung tödlich verletzt, Lagerhalle einer Textilfärberei völlig ausgebrannt

Ibbenbüren, An der Umfluth Freitag, 12.05.2006, 22:28 Uhr,
LZ Stadtmitte 1 + 2, LZ Laggenbeck u. Dörenthe; FF Hörstel, FF Tecklenburg und aus Lengerich die DLK; DRK Einsatzeinheit Ost; Am Samstag und Sonntagabend: THW OV Ibbenbüren zum Ausleuchten. Samstag und Sonntag weitere Nachalarmierung der Löschzüge Dörenthe, Stadtmitte 1 und 2 (im Schichtwechsel) für Nachlösch- und Bergungsarbeiten. Am Sonntag, 14.05.2006, 22:25 Uhr waren die Nachlösch- und Bergungsarbeiten beendet.

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Die Feuerwehr Ibbenbüren trauert um den Kameraden Mario Kempker vom Löschzug Laggenbeck.
Unser ganzes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.
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Zur Aufklärung der Ursachen, die zu dem tragischen Unfall führten, sowie zur Suche nach Möglichkeiten solche Unfälle in Zukunft zu verhindern, wird ein Arbeitskreis gebildet. Mitglieder dieses Ausschusses auf Landesebene werden sein: Je ein Vertreter der AGBF, AGHF, des LFV, der FUK, der KBM des Kreises Steinfurt, der Einsatz- und die Abschnittsleiter des Einsatzes sowie ein Schriftführer.

Die Feuerwehr Ibbenbüren ist sehr an der lückenlosen Aufarbeitung des Einsatzgeschehens interessiert. Dazu benötigen wir die Unterstützung neutraler Fachkräfte, was in dem o.g. Arbeitskreis gegeben sein wird.
Derzeit wird von der Staatsanwaltschaft noch ein Gutachten erstellt. Solange dies nicht vorliegt, kann eine detaillierte Darstellung aller Einsatzabläufe hier – also öffentlich – nicht dargestellt werden.

Um aber Gerüchten, der Verunglückte sei "in die brennende Halle geschickt worden" und "bestimmt nicht richtig ausgerüstet gewesen" Einhalt zu gebieten, hier ein paar Fakten:

- Zum Unfallzeitpunkt brannte ein Teil einer etwa 2.000 m² großen Lagerhalle für Textilien in voller Ausdehnung.

- Da das Dach der Halle (Stahlkonstruktion, Eternitplatten) bereits durchgebrannt war, war der Hallenteil selbst aufgegeben worden. Zum Schutz eines zweiten Hallenteils sowie einer direkt angebauten Nachbarhalle war eine Riegelstellung durch offene Brandschutztore aufgebaut worden. Das Betreten der brennenden Halle war allen Einsatzkräften verboten.

- Die beiden Hallen (direkt angebaut) sind durch eine Wand (ehemalige Außenmauer) getrennt. An einem offenen Brandschutztor in dieser Wand war der Trupp (2 FM Sb) mit der Aufgabe "Riegelstellung" unter PA mit einem C-Rohr im Einsatz.

- Der Trupp war – wie jeder Trupp unter PA in Ibbenbüren – wie folgt ausgerüstet und eingesetzt: PSA: Feuerwehrüberjacke und -überhose (HuPF-Bekleidung), mehrlagige Kopfschutzhaube, Feuerwehrschutzhelm mit Hollandtuch, Feuerwehrsicherheitsgurt, Feuerwehrstiefel und -handschuhe. Umluftunabhängiges Atemschutzgerät mit "Bodyguard", 2-m-Funkgerät mit Helmsprechgarnitur.
Vorgehen am C-Strahlrohr mit zusätzlicher Sicherheitsleine am Festpunkt. Es bestand eine Atemschutzüberwachung per Funk durch einen beauftragten GF außerhalb des Gebäudes. Von dort regelmäßige Ansprache/Druckabfragen. Aufgabe des Trupps war – wie bereits oben geschildert – wegen der Einsturzgefahr nicht der Innenangriff zur Brandbekämpfung im brennenden Lagerbereich, sondern die Sicherung des offenen Brandschutztores.
Diese Aufgabe hatte der Trupp auch erfüllt und war gemeinsam auf dem Rückzug (Austausch durch einen neuen Trupp). Nach dem gemeinsam angetreten Rückzug (etwa 20 Meter an Schlauch und Leine) wurde der Verunglückte vermisst. Es wurde sofort eine Suche mit allen zur Verfügung stehenden Atemschutzgeräteträgern (acht Trupps je 2 Mann) auf dem Rückzugsweg und in angrenzenden Räumen durchgeführt. Der Vermisste wurde später etwa 10 Meter tief in der brennenden Halle tot aufgefunden. Soweit die Fakten. Wie und vor allem warum der verunglückte Kamerad entgegen der gemeinsam begonnenen Rückzugsrichtung die Orientierung verlor und durch das zuvor noch vom ihm geschützte Brandschutztor in das Feuer geriet, ist weiterhin unklar.


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Der WDR, Studio Münster, veröffentlichte am Montag, dem 15.05.2006:
Obduktionsergebnis zu Feuertod Der Feuerwehrmann, der am Wochenende beim Löscheinsatz in Ibbenbüren ums Leben kam, ist an den Folgen seiner Verbrennungen gestorben. Das hat der Obduktionsbericht heute ergeben. Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Münster hatte der 32-jährige in der brennenden Fabrikhalle die Orientierung verloren. In dem Gebäude lagerten rund eine Million Meter leicht entzündlicher Textilrohware. Brandstiftung als mögliche Ursache schließen die Sachverständigen derzeit aus. Quelle: http://www.wdr.de/studio/muenster/

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Hier die Wiedergabe der gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Münster und der Kreispolizeibehörde Steinfurt von Samstag, dem 13.05.2006, 10:58 Uhr: POL-ST:

Ibbenbüren - Feuerwehrmann bei Brandbekämpfung tödlich verletzt 13.05.2006 - 10:58 Uhr Steinfurt (ots) - Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Münster und der Kreispolizeibehörde Steinfurt vom 13.05.2006 Feuerwehrmann bei Brandbekämpfung tödlich verletzt

Am 12.05.2006 wurde gegen 22.30 Uhr die Kreisleitstelle der Feuerwehr über einen Brand in Ibbenbüren informiert. Zwei Mitarbeiter der Nachtschicht eines Produktionsbetriebes für Textilien hatten im Hochregallager einen brennenden Stoffballen entdeckt. Sofort begannen sie mit ersten Löschversuchen, zogen sich jedoch leicht verletzt zurück, als Rauchgase über dem Brandherd durchzündeten und zu einer schlagartigen Ausweitung des Brandes führten. Sie informierten die Feuerwehr. Unmittelbar nach dem Eintreffen begann der Löschzug der Feuerwehr Ibbenbüren mit der Brandbekämpfung.

Mit schwerem Atemschutz begaben sich mehrere Zweierteams in das Lager. Beim ihrem Rückzug aus dem brennenden Gebäudeteil wurde das Fehlen eines Feuerwehrmannes festgestellt. Dieser konnte später nur noch tot geborgen werden.
Es handelt sich um einen 32-jährigen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren. Er hinterlässt eine Lebensgefährtin. Die Benachrichtigung der Lebensgefährtin führte der Wehrführer Ibbenbüren in Begleitung eines Seelsorgers und eines Arztes durch.

Die beiden Betriebsangehörigen befinden sich zur ärztlichen Beobachtung noch im Krankenhaus. Sie sind nicht schwer verletzt. Unter Federführung der Staatsanwaltschaft Münster wurden die Ermittlungen zur Brandursache und zur Todesursache aufgenommen. Die Brandstelle ist beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion des Toten angeordnet.
Ein Ermittlungsteam der Direktion Kriminalität der KPB Steinfurt, unter Einschaltung eines Brandsachverständigen, hat die Arbeit aufgenommen. Der Sachschaden ist beträchtlich und lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Die Ermittlungen zum Gesamtschadensfall dauern an. ots Originaltext: Polizei Steinfurt

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06.12.2007
Die Arbeit der Untersuchungskommission ist beendet und der Abschlussbericht liegt vor. Bei Fragen dazu wenden Sie sich bitte an den Leiter der Feuerwehr Ibbenbüren.

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