Bericht

Übung: Herbstübung

alarm. LöschzügeStadtmitte 1, Stadtmitte 2
nachalarm. LöschzügeLaggenbeck, Dörenthe, JF Ibbenbüren, überörtliche Hilfe
Ort bbenbüren, Betriebsgelände der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH
Zeit Samstag, 27. September 2003 - 09:00 Uhr
EinsatzendeSamstag, 27. September 2003 - 11:15 Uhr

Der Bericht

Eine gemeinsame Herbstübung aller vier Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren, zusammen mit der Gasschutzwehr der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH, stand am vergangenen Samstagvormittag auf dem Dienstplan. Der ELW 2 und die Führungsgruppe des Kreises Steinfurt waren ebenfalls mit eingebunden.

Das Übungsszenario war denkbar komplex: Auf dem Werksgelände tritt an der Ammoniak-Verladestation in Kraftwerksnähe Ammoniak durch mehrere Leckagen unkontrolliert aus einem Kesselwagen aus. In einem in der Nähe befindlichen Erdtank (23 x 4 m) sind fünf Arbeiter durch eindringendes Ammoniak verletzt worden. Zusätzlich hat es im sog. Hilfskesselhaus eine Verpuffung mit anschließendem Brand gegeben. Sechs Personen werden dort vermisst.

Zunächst galt es den Einsatzbereich am Leck geschlagenen Kesselwagen weiträumig abzusperren und den Brandschutz sicherzustellen. Mit Hydroschildern wurde dann das austretende Ammoniak gebunden. Alles selbstverständlich unter Vollschutz in geeigneten CSA (Chemikalienschutzanzügen). Die Abdichtung des Kesselwagens war allerdings aufgrund vieler Leckstellen (zum Teil große Risse) mit eigenen Mitteln unmöglich. Hier war die Führungsgruppe gefordert fachliche Hilfe von außerhalb zu organisieren (das geschah dann aber nur "auf dem Papier").

Auch die Rettung der im Erdtank durch Ammoniakgase verletzten Personen war schwierig. So mussten die Einsatzkräfte die fünf "Verletzten" durch einen engen Domdeckel senkrecht ins Freie transportieren. Natürlich auch das unter umluftunabhängigem Atemschutz mit den entsprechenden Beeinträchtigungen von Sicht und Atmung.

Am zweiten Einsatzort, dem Hilfskesselhaus, waren die Kräfte damit beschäftigt, die sechs vermissten Personen zu suchen und zu retten sowie den Brand zu löschen. Für die Verletzten gab es eine Sichtungsstelle und einen Verletztensammelplatz. Hier wurden sie vom Rettungspersonal und Ärtzten fachkundig behandelt und betreut.

Die Führungsgruppe blieb während des gesamten Einsatzes an der Feuer- und Rettungswache Ibbenbüren. Die Kommunikation zur Einsatzstelle lief über den ELW 2 des Kreises Steinfurt (an der Wache) und den ELW 1 aus Ibbenbüren (an der Einsatzstelle). . Die räumlichen Gegebenheiten auf dem Werksgelände (sehr hohe Gebäude ringsum, große Stahlkonstruktionen) erschwerten den Funkverkehr aber nicht unerheblich. Zu den Aufgaben der Führungsgruppe gehörte die Gesamtkoordination des Einsatzes. So u.a. das Besprechen von Nachalarmierungen weiterer Wehren aus umliegenden Gemeinden wie Mettingen, Recke usw. (allerdings bei dieser Übung auch nur "auf dem Papier"), Anforderungen bei TUIS, Entscheidungen über Luftmessungen in angrenzenden Wohngebieten, Straßensperrungen und eventuell notwendige Evakuierungen u.v.m. Auch musste der Rettungsdienst mit koordiniert werden: Verletzenversorgung und -dokumentation, Organisieren von Spezialkliniken, Einsatz von Rettungshubschraubern. Am Ende der rund zweistündigen Übung waren dann alle rund 140 Beteiligten recht zufrieden. Alles ist ruhig aber schnell abgelaufen. Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, aber - so Stadtbrandinspektor Heiner Löpmeier - "Übungen sind dazu da, Schwachpunkte zu erkennen und zu beheben".

Ammoniak (NH3, UN-Nr. 1005) ist ein unter Druck verflüssigtes, farbloses Gas mit stechendem Geruch. Es ist schwer entzündlich (Zündtemperatur >630°C), hat aber einen Explosionbereich von rd. 15-33 %. Es ist ein Atemgift mit Reiz- und Ätzwirkung. Flüssiges Ammoniak ist "tiefkalt". Ammoniak bindet sich mit Luftfeuchtigkeit, wird dann schwerer als Luft und kann dann auch typisches Schwergas-Verhalten zeigen (fließt in Senken). Im Kohlekraftwerk wird es zur Rauchgasentschwefelung eingesetzt: Die im Rauchgas enthaltenen Stickstoffoxide werden durch das Ammoniak an einem Katalysator zu gasförmigem Stickstoff und Wasserdampf umgesetzt.

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